Ein Entwicklungsprogramm für die Schlüsselqualifikationen des Managements ist eine Investition. Infolgedessen wünschen sich Entscheider, im Nachhinein eine Rentabilitätsbetrachtung dieser Investition vorgelegt zu bekommen, als Grundlage für zukünftige Entscheidungen. Nach unserer Beobachtung passiert das allerdings selten. Vorstände und Geschäftsführer wissen oft nicht, dass sie sich mit Hilfe eines begleitenden Controllings vom wirtschaftlichen Nutzen einer Weiterbildungsmaßnahme überzeugen könnten. Sie kennen zwar aus ihrer eigenen Teilnehmererfahrung die gängigen Teilnehmerbeurteilungen direkt nach Seminarende, aber sie bezweifeln die Aussagekraft. Die oft hervorragenden Bewertungsergebnisse machen sie zusätzlich eher misstrauisch und verstärken die Zweifel an einem direkten Zusammenhang zwischen dem Traumnotenschnitt eines Seminars und seinem wirtschaftlichen Nutzen.
Tatsächlich geben solche Teilnehmerbewertungen in erster Linie Hinweise auf die
Damit Entscheider aber fundierte Entscheidungen über Weiterbildungsinvestitionen treffen können, bräuchten sie Antworten auf diese Fragen:
Für uns bedeutet echte Kundenorientierung, unseren Kunden ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, das sich dieser Fragen annimmt, so dass die Rentabilität und somit die Qualität einer Entwicklungsmaßnahme im Soft Skill Bereich deutlich spezifischer evaluiert werden kann. Die Kernelemente dieses Verfahrens sind:
1.1 Zielorientierung
Unsere Arbeitshypothese lautet:
Die Veränderungen, die das Programm bei den teilnehmenden Führungskräften und in ihrem Verantwortungsbereich bewirkt, haben wahrnehmbare, positive Auswirkungen auf relevante Unternehmensziele.
Ausgehend vom eigenen Verantwortungsbereich definiert jede einzelne Führungskraft in Zusammenarbeit mit dem Gesamtverantwortlichen (Auftraggeber) konkrete Entwicklungsziele. Wichtig ist, dass nicht einfach Erwartungen an den Trainer gerichtet werden, sondern dass sich der Kunde bereits hier konstruktiv mit der Frage auseinandersetzt, welche Kausalität sich zwischen den Soft Skills des einzelnen Teilnehmers und dem Geschäftserfolg insgesamt herstellen läßt. Wir als Coaches unterstützen diesen Prozess und werden über die gesteckten individuellen Ziele informiert. Teilnehmer mit der Haltung „ich lasse mich überraschen; man nimmt immer etwas mit“, werden möglichst nicht zum Training zugelassen.
1.2 Nutzenorientiertes Trainingsdesign
Aufgabe unseres Trainingsprogrammes ist es nach dieser Vorarbeit nicht mehr primär, die Teilnehmer gut zu unterhalten und sie mit aktionsorientierten Methoden zu beschäftigen, sondern sie bewusst bei der Erreichung ihrer Ziele – letztlich Business Results – zu unterstützen. Dazu ist ein Trainingsdesign erforderlich, das sich mit Ursachen und Wirkungen beschäftigt und jeden Teilnehmer aktiviert, bereits während des Trainingsprozesses auf seinen Verantwortungsbereich in veränderter Weise einzuwirken. Erste Erfahrungen des Kunden mit seinem durch Training veränderten Wirken und das Abgleichen mit seinen zu Prozessbeginn gesetzten Zielen steuern und verstärken den Entwicklungsprozess in die vom Kunden gewünschte Richtung. Insofern ist ein auf Interaktivität zwischen Arbeitswelt und Trainingsprozess angelegtes Trainingsdesign wichtiger Bestandteil der Qualität des Programms .
Um der Vielschichtigkeit der Messgrößen und der Subjektivität im Bereich der Soft Skills gerecht zu werden, werden in unterschiedlichen Phasen des Trainingsprozesses Daten erhoben. Dies geschieht auf vier unterschiedlichen Ebenen, wobei die einzelnen Ebenen nicht unmittelbar kausal oder hierarchisch verbunden sind, sondern unterschiedliche Arten von Informationen liefern, die ineinandergreifen.
Ziele der Datenerhebung:
2.1 Ebene 1: Messung der Teilnehmerzufriedenheit
Damit auf dieser Ebene zielrelevante Informationen erhalten werden können, arbeiten wir mit zwei Instrumenten:
2.1.1 Fortschrittsbericht
Wie bereits bei der Schaffung der Grundlagen erwähnt, setzen sich Teilnehmer zusammen mit dem Auftraggeber vor Trainingsbeginn mit denjenigen Zielen auseinander, zu deren Erreichung das Training einen Beitrag liefern soll und kann. Diese Ziele werden im Fortschrittsbericht dokumentiert und dem Trainer rechtzeitig vor Beginn des Programms zur Verfügung gestellt. Den Teilnehmern werden vier Zielbereiche vorgegeben, die sie mindestens zu je einem persönlichen Ziel spezifizieren.
Die vier Zielbereiche:
2.1.2 Bewertungsbogen
Im Gegensatz zu üblichen Zufriedenheitsbögen werden die Teilnehmer hier weniger nach der Bewertung dessen gefragt, was sie erlebt haben, sondern vielmehr, was sie glauben erreicht zu haben und welche Trainingsaktivitäten und Methoden dafür besonders nützlich waren.
Die Teilnehmer antworten in vorgegebenen verbalen Abstufungen, die nach unserer Einschätzung eine höhere Aussagekraft haben als abstrakte Zahlenskalen.
Beispiele für Fragen im Bewertungsbogen:
Zusätzlich enthält der Bogen Raum für freie Kommentare der Teilnehmer für weitere ihnen wichtige Erkenntnisse.
2.2 Ebene 2: Lernerfolg
Ziel dieser Ebene ist festzustellen, was von den im Training präsentierten und geübten Inhalten die Teilnehmer zu welchem Anteil rein kognitiv behalten und verdaut haben. Dies geschieht durch schriftliche Tests. Gewöhnlich reicht den Teilnehmern eine Bearbeitungszeit von 30 bis 40 Minuten. Um hierbei sicher den Lernfortschritt messen zu können, muss eine Differenz gemessen werden. Der erste Test erfolgt daher vor Beginn des Trainingsprogramms, der zweite, identische Test, ca. 2 Monate nach Trainingsende. Hierfür müssen noch einmal alle Teilnehmer zusammengeholt werden, was einen gewissen Aufwand darstellt, bei einem unternehmensinternen Trainingsprogramm aber organisatorisch gut machbar ist, wenn die Geschäftsleitung den gesamten Prozess positiv begleitet.
2.3 Ebene 3: Anwendung am Arbeitsplatz
„non scolae discimus sed vitae“. Was und wie wird das Gelernte am Arbeitsplatz angewendet? Diese Ebene ist am stärksten nicht nur mess- sondern auch steuerungsorientiert. Messinstrument ist der Aktionsplan: Nach jeder Trainingseinheit formuliert jeder Teilnehmer auf der Grundlage seiner Ziele im bereits oben erwähnten Fortschrittsbericht eine Aktion, eine Idee, eine vorzunehmende Änderung innerhalb seines Verantwortungsbereiches, über deren Umsetzung er sich später im Trainingsprozess Rechenschaft ablegt. Die Teilnehmer kommunizieren ihre Aktionen und Erfahrungen regelmäßig in der Trainingsgruppe und bilden ggf. auch Fokusgruppen. Dadurch erhalten die Teilnehmer zusätzliche Unterstützung und der Prozess gewinnt an Dynamik.
2.4 Ebene 4: Resultate aufgrund von Anwendung
Der für diese Ebene nötige Aufwand hängt von der Qualität des Berichtswesens ab, das bereits im Unternehmen installiert ist. Es werden alle Informationen zusammengetragen, die als Indikatoren für Veränderungen im Unternehmen dienen können.
Neben gängigen Prozesskennzahlen sind qualitative Indikatoren nützlich:
Die gesammelten Daten und Informationen sind natürlich zum Teil das Ergebnis einer Vielzahl von Einflüssen. Mit folgenden Mitteln können die spezifischen Wirkungen des Trainingsprogramms isoliert und somit deutlich gemacht werden.
Werte aus Kontrollgruppen
* Trendlinien-Analyse
*
* Prognosemethoden
*
* Teilnehmerschätzung der Trainingswirkung (%)
*
* Vorgesetztenschätzung der Trainingswirkung (%)
*
* Aussage von Experten
*
* Mitarbeiterbeurteilung
*
* Kundenbeurteilung
*
* Die Summe aller übrigen Einflussfaktoren kalkulieren
*
Im konkreten Fall wählen wir gemeinsam mit den Controlling-Experten des Kunden nur die Instrumente aus, die bezogen auf die jeweilige Situation besonders aussagekräftig bzw. praktikabel erscheinen. Natürlich liefert jedes dieser Instrumente mehr oder weniger fehlerbehaftete Informationen. Dies ist aber kein Argument gegen die Methode an sich. Entscheidend ist, dass unser Auftraggeber diesen Bewertungsschritt mitgestaltet, gutheisst und nicht als Black Box empfindet.
Durch folgende Ansätze und Maßnahmen kann zusätzlich eine hohe Glaubwürdigkeit der Bewertungen erzielt werden:
Bei Teilnehmern, die im Trainingsprozess keine verwertbaren Aktionen definiert haben, wird unterstellt, dass keine Trainingswirkung erzielt wurde.
Es werden nur Trainingswirkungen innerhalb eines Jahres quantifiziert, auch wenn ein Nutzen über mehrere Jahre erkennbar ist.
Bei jeder Schätzung und Annahme wird jeweils der ungünstigste Wert innerhalb des Fehlerbereichs angenommen.
Es werden nur Schätzungen aus Quellen akzeptiert, deren Integrität von keinem Beteiligten angezweifelt wird.
Jeder Schätzwert wird von den Beteiligten auf seine Glaubwürdigkeit eingestuft und gemäß einer Skala noch einmal reduziert.
4.1 Trainingswirkungen in Geldwerte konvertieren
4.2 Die Programmkosten erfassen
Den durch das Trainingsprogramm erzielten und identifizierten Umsatzerlösen sind folgende Kosten gegenüberzustellen:
4.3 Berechnung der durch das Training erzielten Umsatzrendite
Aufwände = Summe aller Programmkosten
Umsatz = Summe aller geldwerten Trainingswirkungen
Programmergebnis = Umsatzerlöse - Aufwände
Umsatzrendite = Programmergebnis / Umsatz
4.4 Der Nichtquantifizierbare Nutzen
Ein nichtquantifizierbarer Nutzen läßt sich nicht oder nur sehr vage in Geldwerten ausdrücken. Obgleich solche als positiv empfundenen Veränderungen nicht in die Berechnung der Umsatzrendite einfließen, sind sie trotzdem oft wichtig für die Ziele des Kunden. Teilnehmerkommentare in unseren Bewertungsbögen weisen auf solche Qualitäten:
Die hier beschriebene differenzierte Messung der Qualität von Managemententwicklungsprogrammen ist zweifellos aufwändig. Diese Art des Controllings dient jedoch nicht nur einer nachträglichen Wirtschaftlichkeitsbewertung, sondern ist Ausdruck einer Dienstleistung, die die Unternehmensziele des Kunden zum Ausgangspunkt eines interaktiven Prozesses hat. Die auf Managementebene heruntergebrochenen Ziele werden zum Steuerungsinstrument des Trainings und bilden einen wichtigen Bewertungsmaßstab. Das Trainingsdesign basiert auf Interaktion vom Training mit der Unternehmenswirklichkeit. Dadurch können unternehmensrelevante Geschäftsentwicklungen den Trainingswirkungen zugeordnet, isoliert und als Ausdruck der Trainingsqualität herangezogen werden.